Maite Schmidt
Den baskischen Vornamen und die Kunst vom Vater in die Wiege gelegt. Im Nachkriegs-München zwischen Ruinen gespielt, aus alten Steinen „Häusl“ gebaut. Altmetall gesammelt und verkauft, Schelte dafür bekommen. Als ab und zu rebellisches Kind (mein Tröpfchen baskisches Blut?) dennoch brav die Schule absolviert. Widrige Umstände aushaltend, verdrängend.
Gemäß Mutterwunsch Lehramt statt Kunst fürs Gymnasium für die Grund- und Hauptschule studiert (heimlich aber mit Schwerpunkt Kunst). Auf dem Land als Lehrerin. Meist angepasst (zumindest nach außen hin), alle Anforderungen erfüllt. Fast vierzig Jahre lang. Dazwischen zweimal verheiratet. Zweimal glücklich geschieden. Zwei geliebte Kinder geboren und groß wachsen lassen. Die Kunst beständig als sehr wichtigen Teil von mir an meiner Seite, wie ein roter Faden, bisweilen drei ernährend. Auch immer Natur und Musik liebend. An einer Kunstakademie nachgeholt, was mir schmerzlich fehlte.
“Ständig auf der Suche nach der ganz eigenen, persönlichen Aussage.”
Ständig auf der Suche nach der ganz eigenen, persönlichen Aussage. 1997 meine erste Schachtel – später box genannt. Weil sich das so gehört? Titel: „Aufgerissen“. Mit eigenem Gedicht. Vereinzelt folgten weitere. Neben Bildern aus ungewöhnlichen Materialien. Nach fünf, sechs Jahren erst erkennend: das ist meins, die Schachteln. Nur gebrauchte, gereiste, keine neuen. Müssen bereits gelebt haben. Dazu armes Material: Papier, Holz, Sand, Steine, persönliche Haare, Schnur, Metall aus abgebrannten Teelichthaltern …
Dinge, die andere wegwerfen, bekommen einen neuen Sinn und Wert. Auch solche, die mich irgendwo irgendwie ansprechen. Fundstücke. Und Farben, meist sparsam eingesetzt. Meine Werkzeuge: Pinsel, Holzleim, Schere, Radiernadel zum Aufreißen und Durchstechen der Pappe. Liebevoll oder wütend. Bewusst oder intuitiv. Je nach Bedarf. Herausforderungen annehmend. Weiter wachsen wollend. Auch noch mit 68 Jahren.