Ausstellung
Maite Schmidt & Antonia Hinterreitner
Würde / Entwürdigt

Für ein menschenwürdiges Leben im globalen Dorf

SA 06.05. – SO 14.05.17| 14:00 – 17:00 Uhr
Vernissage SA 06.05.17

Pfarrzentrum St. Severin

Stolpersteine und weiche Kissen

Kunstausstellung von Maite Schmidt und Antonia Hinterreitner „Würde-entwürdigt“ bis 15. Mai in St. Severin

Wenn es möglich ist, aus der Geschichte zu lernen, dann sicherlich nur, wenn das, was passiert ist, im Bewusstsein verankert ist. Dazu leistet nun die Ausstellung „Würde-entwürdigt” im Pfarrzentrum Sankt Severin einen Beitrag.

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Die Künstlerin Maite Schmidt beschäftigt sich mit dem Kunstprojekt „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig, das es bereits in vielen Städten Europas gibt. Dazu fotografierte sie die Messingplatten mit den eingravierten Namen und Daten, die auf Betonwürfeln in Gehsteige eingelassen sind, und stellte sie mit symbolischen Accessoires – Tee- lichthaltern aus Alu, Dochthal- tern, Draht, Nägeln, Kartons, Fetzen oder Mullbinden – zu Kunstwerken mit ebenso symbolträchtigen Namen zusammen. Diese sollen die Naziverbrechen und die damit verbundene Entwürdigung der Jüdinnen und Juden und ihrer Kinder, der Sinti und Roma und anderer Minderheiten vor Augen führen. „Erinnere dich und verändere”, will sie mit ihrer Botschaft sagen.

Antonia Hinterreitner aus Krems griff das Thema Würde in der Flüchtlingsthematik auf, zu der sie Kissen mit Abbildungen politischer Schlagworte und mangelnder Menschenwürde zeigt. Die Kissen liegen auf einem Feldbett – Symbol für die Flucht. An die Wand werden Schlagzeilen aus Zeitungen projiziert. Assoziationsreiche Schautafeln mit der Darstellung grausamer Vorkommnisse beleuchten das Thema wiederum aus einem anderen Blickwinkel.

ln seiner Begrüßung betonte Bürgermeister Hans Eschlberger- ausgehend vom Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland – die Würde des Menschen und die Verpflichtung, diese zu achten. „Aus den Stolpersteinen der Geschichte sollen Trittsteine in die Zukunft werden – für einen sicheren Weg in eine humanitär geprägte, friedliche Zukunft”, deutete er die aufrüttelnde Botschaft der beiden Künstlerinnen.

Mit einem Satz aus der Sonate für Viola solo 1937 von Paul Hindemith stimmte Erika Emans die Besucher musikalisch-eindringlich auf das Thema ein. Gemeinsam mit Brigitte Janoschka rezitierte sie anschließend „Schwarze Milch der Frühe, wir trinken sie abends, wir trinken sie mittags und morgens, wir trinken sie nachts, wir trinken und trinken.“ Dieses Gedicht von Paul Celan mit dem Titel „Todesfuge“, in dem die Judenvernichtung des Naziregimes mit bildhafter Lyrik thematisiert wird, lasen sie mit verteilten Rollen dramatisch und in Sinnabschnitten vor.

Auch die Präludien aus der Suite Nr. 5 in c-moll und aus der Suite Nr. 1 in G-Dur für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach dienten der meditativen Intensivierung der thematischen Bewusstwerdung. In ihren einführenden Worten, die „von den harten Stolpersteinen der Vergangenheit zu den nur scheinbar weichen Kissen der gegenwärtigen Realität“ führten, erläuterte Brigitte Janoschka die Bedeutung des Appellcharakters der Kunst. Die Ausstellung müsse auf die Reise gehen, um viele Menschen aufzurütteln. Sie endete mit einem positiven Ausblick.

Im Sinne des Stufen-Gedichts von Hermann Hesse richtete sie die Perspektive auf „des Lebens Ruf“ an alle, ein Ruf, „der niemals enden wird“. So wurde die bildende Kunst mit der Lyrik und der musikalischen Darbietung „zu einem Gesamtkunstwerk“, wie etliche Besucher feststellten. Als solches wird es bald auch in anderen Galerien und Ausstellungsräumen zu sehen sein. Die Ausstellung ist bis 15. Mai zu sehen.

Öffnungszeiten sind werktags von 14 bis 17 Uhr, am Sonntag von 9 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr.